Nach einer Woche ist wieder soweit. Ich habe meine Reise durch Südösterreich auf der Alpe Adria unterbrechen müssen, weil ich krank wurde. In München konnte ich mich auskurieren, aber nun kann ich die Reise fortsetzen.
Das Wetter zeigt sich wieder von der schönsten Seite, das Salzkammergut mit seinen vielen Seen auch.
Ich fahre an der Traun nach Linz und bin dann endlich auf der Rennstrecke für alle Radlfahrer, der Euro6 nach Wien.
In der Wachau kommt man an den vielen Weinprobierstuben vorbei.
Ich verbringe einige Tage in Wien, lerne den 15. und 16. Bezirk kennen.
Alle Städte an der Strecke, Bratislava und Budapest sind so gebaut worden, dass sie das Zentrum Wien nie in den Schatten stellen. Und doch sind die Architekturen an die KuK Architektur angelehnt, man sieht überall den mehr oder weniger gleichen Stil.
Kurz vor der Grenze komme ich nach Petronell-Carnuntum, eine römische Garnisonstadt mit zwei Amphitheatern, eine für den militärischen, eine für den zivilen Teil der Stadt. Es finden die Römerfeste statt und ich fühle mich 2000 Jahre zurück versetzt.
Ich überquere die Grenze und komme nach Bratislava.
Der Radweg Alpe Adria führt von Salzburg über Villach nach Grado im Friaul-Venezien.
Meine Fahrt startet in Ebersberg, einem Dorf in Oberbayern Richtung Tittmoning und Salzburg. Von dort aus fahre ich die Alpe-Adria bis nach Villach. Ich biege dann aber ab nach Klagenfurt und Graz, um von dort der Murr entlang Maribor zu erreichen. In einem zweiten Abschnitt werde ich Slowenien, Istrien und Friaul-Venezien durchqueren, bevor ich wieder zurückkomme.
Bei wechselhaftem Wetter fahre ich hinauf zur sogenannten Tauernschleuse nach Böckstein. Dort fährt jede Stunde ein Zug durch den Berg Tauern nach Mallnitz. Der Zug transportiert nur Autos und Fahrräder und fährt in nur 15 minuten durch den Berg.
Danach geht es ca 500 m hinunter ins Tal nach Obervellach, von wo aus ein Weg am Möllufer bis nach Möllbrücke führt. Aber ich habe keine Zeit, die Strecke zu genießen. Schwere Wolken verfolgen mich, ich hoffe, schneller zu sein und den Campingplatz bei Spittal am Millstädter See vor dem großen Regen zu erreichen. Aber das ist ein Trugschluss. In der Nähe des Bahnhofes bei Pusarnitz geht ein Platzregen los und ich muss mich für drei Stunden im Bahnhof unterstellen.
Von Spittal nehme ich den Drau Radweg. Ich befinde mich immer noch auf dem Alpe Adria Radweg. Obwohl es Ende Juli ist, ist der Weg nicht sehr stark befahren. Klar, dieser Juli ist sehr extrem, am Anfang sehr, sehr heiß, dann verregnet mit extremen Niederschlägen.
Ab Villach zweige ich ab und will nach Klagenfurt und Villach. Doch die Unwetter der letzten Tage zwingen mich immer wieder, umzudrehen und die Landstraße zu nehmen, die mühsam von den umgefallenen Bäumen gereinigt werden. Es ist ein banges Spiel zwischen Verkehr, Radwege, die vielleicht doch befahrbar sind und immer wieder die Unwetter, die mich auch während der Fahrt überraschen. In Völkermarkt wurde am Tag vorher sogar ein Kirchturm abgedeckt, in der Nacht am Keutschacher See drücken mir die Böene die Zeltstangen ins Gesicht. Es ist taghell, die Blitze erleuchten sogar mein Innenzelt. Ich bin froh, dass die Bäume um mich herum stehen bleiben und so übersethe ich die Situation und fahre weiter nach Wolfsberg.
Unwetter entlang der Drau vor Völkermarkt
Von Wolfsberg nehme ich den Bus nach Graz. Bis hierher nach Wolfsberg gibt es schon sehr steile Abschnitte, aber nach Graz sind sehr hohe Berge zu überwinden.
Ich komme nach Graz, wo mich meine Frau schon erwartet. Wir wollen das Wochenende zusammen in Graz verbringen. Graz ist eine Studentenstadt, die Innenstadt Weltkulturerbe und auch sonst hat Graz viel zu bilden. An der Mur entlang sind ausgedehnte Parkanlagen, die auch intensiv genutzt werden. Mich erinnern sie an den englischen Garten in München, ebenfalls ein grüner Gürtel mitten in der Stadt.
Das Wochenende geht vorüber und ich mache mich auf den Weg nach Maribor, der zweitgrößten Stadt in Slowenien. Ich genieße die Fahrt an der Mur Richtung Leibnitz und dem Sulmsee.
Im nächsten Abschnitt geht meine Reise weiter: durch Slowenien, Friaul, Kroatien
Zugegeben, viele Radtouren habe ich noch nicht in Österreich gemacht. Aber die Touren, von München zum Brenner und wieder zurück, sind sehr eindrucksvoll. Es ist, als würde man in einem Kessel den einen Rand hinunterfallen, um mit dem gleichen Schwung auf der anderen Seite wieder hinauf zu rollen. Dass es so natürlich nicht ist, ist klar, so muss man sich schon eine andere Strategie überlegen. Ich bin schließlich auf der Durchfahrt nach Italien und Berge gibt es noch genug.
Die Lösung: Es reicht aus, die 40 km von Innsbruck zum Brenner rauf, bzw. auf dem Rückweg die 25 km von Innsbruck nach Seefeld im Tirol mit der S-Bahn zu fahren, schnaufend, pustend, aber innerhalb von 20 Min jeweils erledigt und ich kann behaupten, diesen Innsbrucker Kessel erfolgreich durchfahren zu haben. Schließlich habe ich auch noch 24 kg Gepäck dabei, da überlegt man sich die Anstiege doch dreimal, ob mit der Bahn oder mit den Pedalen.
Vom Achensee zum Brenner
Nach dem Aufstieg zum Achensee von Lengries her erhasche ich einen ersten Blick auf den langgestreckten See.
Es ist absolut lohnenswert, den See mit dem Boot zu durchqueren. Die Eindrücke von dem mit dem Fahrrad nicht zugänglichen Westufer sind sehr stark.
Pertisau erwartet uns als eine Ansammlung von Hotels mit Seeblick. Schließlich geht es in Maurach die Nebenstrasse hinunter nach Jenbach im Tirol. Achtung: diese Teilstrecke von ca 5 km fällt um 420 Höhenmeter mit einem Spitzengefälle von 16%. Da sollte das Fahrrad in Ordnung sein. Zum Glück sind die Autos fast alle auf die Hauptstr (Achenseestr) verbannt, so dass sehr wenig Verkehr ist.
Unten erwartet uns der träge hinfließende Inn, an dessen Ufer ich nun bis Inssbruck gemütlich radeln kann…
… nur unterbrochen durch einen Abstecher nach Schwaz…
… und Hall in Tirol.
Innsbruck erwartet mich in hellen, bunten Farben. Solidarität mit der QUEER Bewegung durch bunte Streifen, aber auch die Häuserfront am Inn entlang ist bunt gestrichen. Eine große Flaniermeile lädt zum Verweilen ein, vielen kleine Restaurants und Bars zeigen, dass auf beiden Seiten hier die Studentenschaft ausgeht.
In der S-Bahn zum Brenner hinauf.
Vom Brenner nach Seefeld im Tirol
Der Rückweg von Brenner nach Garmisch-Patenkirchen vollzieht sich genau andersrum. Knapp 800 Höhenmeter sind auf 40 km hinunter zu radeln, steile Straßenhänge, Serpentinen, kleine Anhöhen inklusive. Besonders steil ist die Strecke vom Brenner nach Sterzing, und von Schönberg hinunter nach Innsbruck, aber auch besonders schön, vor allem, wenn gerade die Sonne scheint und durch die Mittagszeit wenig Verkehr herrscht. Hui, geht es da hinunter.
Ich radle die alte Brennerstr, hinunter, es ist kühl, aber da es Mittags ist, hat es wenig Verkehr. Eine Strecke, die ich schon immer mal fahren wollte. Vorbei an Steinach und Matrei, Mühlbachl, unter die Europabrücke die Serpentinen hinunter, das macht Spass. Vom Brenner bis Innsbruck in knapp 1,5 Stunden.
In Mühlbachl nahe Matrei am Brenner treffe ich auf das Ortsschild mit der Unterschrift „Klimabündnis“ und wundere mich über die Aussage. Denn ich verstehe nicht, was ein kleines Dorf klimatisch bewegen kann. Ich lese nach und erfahre, dass in Tirol mehrere Dörfer sich zusammengetan haben, um drei Ziele zu verfolgen: a) Unter Global Denken, lokal Handel gibt es eine Partnerschaft mit indigenen Dörfern am Rio Negro im Amazonas zum Erhalt des Amazonas, b) die Unternehmen im Bündnis sollen so schnell wie möglich CO2 neutral arbeiten, c) die Ausbildung an den weiterführenden Schulen erhalten neue Fächer für Klimaschutz und umweltfreundliche Mobilität. Eine gute Initiative, finde ich.
Nach Innsbruck geht es mit der S-Bahn wieder den Berg hinauf. Aus dem Fenster schauend, sieht man das Inntal immer weiter unten lassend. 20 Min später erwartet mich Seefeld mit einem wahnsinnigen Blick auf das Wettersteingebirge.
Die Reise geht weiter nach Sterzing, zunächst auf der Bundesstraße, wo es etwas unangenehm ist, wenn die LKWs mich überholen. Der Weg danach zum Tennsee, wo ich auf einem großem Campingplatz übernachte, ist allerdings sehr angenehm. Von dort geht es weiter nach Garmisch und zurück nach München.