Weil Fahrradfahren auch die Sinne weckt, Augen, Ohren, Gehör, ist dieser Blog auch ein politischer Blog. Straßen kann man mit Mauern „verstecken“, in Tunneln, in Schallschutzwänden. Fahrradstraßen sind in der Regel offen, mit Blick in das Weite, mit Blick auf die Umgebung. Nichts muss verborgen bleiben, Exzessive Landwirtschaft, Müllhalden, verschmutzte Gewässer, stinkende Kanäle, Bauruinen, kaputte Städte (bis auf die Stadtmitten vielleicht), Gentrifizierung, eintönige Industrie, schmutzige Industrie, Einheitsessen à la McDonalds und BurgerKing, all das bleibt dir auf den Fahrradwegen nicht verborgen. Aber natürlich nicht nur die negativen Seiten der modernen Zivilisation. Auch die Wälder, Naturparks, Seen, Strände, Juwelen der Natur und manchmal auch die Menschen sind mit dem Fahrrad viel leichter zu entdecken als mit dem Auto oder der Bahn.
Jeder Landstrich, jede Stadt hat auch eine Geschichte. Auch das gehört zum offenen Fahrradfahren.
Daher ist dieser Blog ein „Mitmach“-Blog, für alle, die ihre Erfahrungen ebenfalls beitragen wollen. Sei ein politischer Beobachter im weitesten Sinne und berichte über das, was du erlebt hast.
Dieses Jahr nehme ich mir die angrenzenden Länder von Bayern vor. Am Ende werden es 7 Länder sein: Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien, Italien, Ungarn und Slowakei.
Genauer: Ich plane eine Tour rund um Österreich, quer durch Slowenien und Istrien, einmal durch Friaul-Venezien, rüber nach Wien bis Budapest und von dort aus 300 km südlich nach Osijek, im kroatischen Grenzgebiet zu Serbien in Slawonien. In der Summe 3100 km, nur unterbrochen von kurzen Zugfahrten, wenn die Gebirgszüge zu anstrengend wurden. Denn auch dieses Mal fahre ich mit Zelt, von Campingplatz zu Campingplatz, 23 kg Gepäck mitschleppend.
Nachtrag zur Tour 2022
Einen Nachtrag habe ich noch zu machen zum letzten Jahr. Als ich durch die Gascogne und weiter durch die Les Landes in Frankreich gefahren bin, habe ich mich gefreut, durch Gegenden zu fahren, in denen der Autoverkehr überschaubar ist, viele Wälder frische Luft erzeugen, immer ein Strand verfügbar ist, um sich abzukühlen. 2018 habe ich in meinem Blog (-> siehe Fahren durch Frankreich) die Feuerschutzmaßnahmen in den Wäldern der Küstenregion gelobt.
Wie sich zeigte, haben diese leider nicht ausgereicht, um einen der größten Waldbrände Frankreichs zu verhindern. Denn die Brände rund um das Becken von Arcachon vernichteten 21000 Hektar (1 Hektar ist 100 m mal 100 m groß) Wald, von der Düne von Pyla bis hinter Teste-de-Buch auf dem Weg nach Bordeaux). Mindestens 7 Campingplätze verbrannten. Als ich dieses Jahr erneut durch die Gegend fuhr, erschrak ich. Vom Wald ist nichts mehr zu sehen, nicht einmal die abgesägten Baumstrünke. Da der Boden sehr sandig ist, konnten die Bäume samt Wurzeln sofort entsorgt werden. Übrig blieb: Sanddünen, leer, unerbittlich leer. Man sieht viele Aktivitäten. Manche Wiederaufforstungen waren zu sehen, wenn auch viel zu wenige. Manche Bauaktivitäten waren zu sehen, auf den ehemaligen Gebiet der Campingplätze. Aber es wurden dort Häuser gebaut, zukünftige Feriensiedlungen. Die Ära der Campingplätze geht auch in Frankreich langsam zu Ende, eine Entwicklung, der ich sehr kritisch gegenüberstehe.
Die einzelnen Abschnitte habe ich in den folgenden Beiträgen beschrieben
Abschnitt 1: Durch Österreich an der Alpe-Adria und über Graz nach Maribor hier
Abschnitte 2: Durch Slowenien von Maribor über Ljubljana nach Iszola an der Küste hier
Abschnitt 3: Durch Istrien in Kroatien bis nach Pula und zurück hier
Abschnitt 4: Durch Friaul- Venezien von Triest bis nach Tarvisio hier
Abschnitt 5: Durch Österreich von Arnoldstein nach Villach hier
Abschnitt 6: Durch Österreich an der Euro 6 bis Wien und Hainburg hier
Abschnitt 7: Durch Ungarn auf der Euro 6 nach Budapest bis Udvar an der kroatischen Grenze hier
Abschnitt 8: In Slawonien von Smajevac nach Osijek hier
Nach einer Woche ist wieder soweit. Ich habe meine Reise durch Südösterreich auf der Alpe Adria unterbrechen müssen, weil ich krank wurde. In München konnte ich mich auskurieren, aber nun kann ich die Reise fortsetzen.
Das Wetter zeigt sich wieder von der schönsten Seite, das Salzkammergut mit seinen vielen Seen auch.
Ich fahre an der Traun nach Linz und bin dann endlich auf der Rennstrecke für alle Radlfahrer, der Euro6 nach Wien.
In der Wachau kommt man an den vielen Weinprobierstuben vorbei.
Ich verbringe einige Tage in Wien, lerne den 15. und 16. Bezirk kennen.
Alle Städte an der Strecke, Bratislava und Budapest sind so gebaut worden, dass sie das Zentrum Wien nie in den Schatten stellen. Und doch sind die Architekturen an die KuK Architektur angelehnt, man sieht überall den mehr oder weniger gleichen Stil.
Kurz vor der Grenze komme ich nach Petronell-Carnuntum, eine römische Garnisonstadt mit zwei Amphitheatern, eine für den militärischen, eine für den zivilen Teil der Stadt. Es finden die Römerfeste statt und ich fühle mich 2000 Jahre zurück versetzt.
Ich überquere die Grenze und komme nach Bratislava.
Von Ungarn kommend, fahre ich mit meiner Radlergruppe (wie sind 8) nach Europas Amazonien Richtung Osijek nach Slawonien in Kroatien.
Wir überschreiten die Grenze nach Kroatien bei Udvar. Die Donau selbst ist uns zu gefährlich. Es ist das Länderdreieck zwischen Serbien, Ungarn und Kroatien und die Grenze mäandert um die Donau herum. Es gibt immer wieder Grenzstreitigkeiten, in die wir uns nicht begeben wollen.
Im Verlauf kommen wir zum Weindorf Smajevac. Noch am Vortag war ein Weinfest und das Dorf befindet sich noch in Aufräumarbeiten. Aber die Weine, hauptsächlich Weißwein, sind von erlesener Qualität und munden uns hervorragend.
Am nächsten Tag geht es nach Vardarac, ein kleines Dorf in der Nähe des Kopački Rit, einem zusammenhängendes Moorgebiet im Zusammenfluss der Drau mit der Donau. Es ist ein einzigartiges Naturschutzgebiet und wir widmen uns den vielen Vögeln, Fischen und auch Schlangen für einen ganzen Tag. Es wird ein unvergleichliches Erlebnis werden.
Einen weiteren Tag widmen wir uns der viertgrößten Stadt Kroatiens, Osijek. Die Häuserfassaden zeugen davon, dass es einmal eine reiche Stadt war.
In einem Bus mit Anhänger fahren wir gemeinsam wieder zurück nach München.