Diese Strecke ist ca. 470 km lang und beginnt in Bologna.
Bologna, welch Vergleich zum Süden Italiens. Ruhig, bedächtig, eloquent, liebenswürdig. Wie anders zu Neapel, die quirlige, bunt gemischte, laute Hauptstadt des Südens. Es ist ja nicht nur die Hauptstadt der Emilia-Romagna, sondern auch Heimat der Tortellini, was man in jedem Restaurant wieder zu spüren bekommt. Bologna ist durchzogen von Radwegen und hat natürlich jede Menge an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Sehr lohnenswert, aber natürlich noch lohnenswerter mit dem Fahrrad, weil nicht alle Plätze mit dem Auto zu erreichen sind.
Die Stadtverwaltung unterstützt auch die Kampagne zur Freilassung von Zakri und Regeni, wie hier im Bild zu sehen, zwei ägyptische Studenten an der Uni Bologna, die in Ägypten im Februar 2020 wegen Studien zu Menschenrechtsverletzungen verhaftet worden sind, zwar im Dezember 21 freigelassen wurden, aber auf ihren Hauptprozess noch warten müssen.
Durch die Po-Ebene
Man sieht im Hintergrund noch den Appenin, bevor ich mich durch die flache Ebene des Pos Richtung Modena begebe. Es sind durchwegs landwirtschaftlich betriebene Straßen, auf denen ich mich bewege, aber in so einer ausreichenden Menge vorhanden, dass man sich gar nicht verfahren kann. Hauptsache irgendwie nach Norden.
Nördlich von Modena Richtung Mantova stelle ich fest, dass die Po-Ebene nicht nur aus überdüngten Feldern besteht – ein Klischee, was sich mir so eingeprägt hatte, sondern durchaus größere Waldbereiche entlang kleiner Flüsse oder Kanäle errichtet worden sind. Ich komme nach Carpi, eine kleine Stadt, wie immer sehr schön hergerichtet, was den Stadtkern betrifft, außerhalb aber sehr schnell schlecht gepflegte Stadtteile offenbart.
Bei Fossoli fahre ich an dem ehemaligen KZ Fossoli vorbei, welches ab 1942 aktiv war. Zunächst für Kriegsgefangene gebaut. Danach war es ein Lager für Oppositionelle, bevor 1943 erweitert wurde es bald zu einem Durchgangslager für deportierte Juden aus Italien nach Deutschland erweitert. Die Deutschen ermordeten auch viele Oppositionelle direkt vor Ort als Rache für Angriffe der Partisanen. Bis 1970 wurde es genutzt als Flüchtlingslager. Heute ist es eine Gedenkstätte als Mahnmal gegen auch von Mussolini (Salò Regime) eingesetzten Deportationen in Zusammenarbeit mit den Deutschen.
Fahrradwege wie kleine Alleen angelegt, kurz vor dem breiten Fluss Po.
Um Mantova herum schlängeln sich die Laghi di Mantova, mehrere Seen, die aus dem Fiume Mincio gespeist werden. Eine schöne Seenanlage, welche den Freizeitwert von Mantova ungemein erhöht
Auf dem Weg nach Peschiera am Kanal entlang sehe ich solche riesigen Gebläseanlagen, die dem Wasser Luft zumischen. Oberhalb der Anlage steht das Wasser grün, veralgt und vermosst – eine Folge der Überdüngungen in der Po Ebene, unterhalb aber wieder aufgefrischt. Die vielen Nitrate sind aber damit natürlich nicht eliminiert.
Am Gardasee
Vorbei an Solò erreiche ich dann Maderno. Salò ist eine sehr reiche Kleinstadt und war 1943 bis de facto die Hauptstadt der italienischen Sozialrepublik unter Mussolini. Dieser wurde am 25.67.43 abgesetzt und durfte sich in Rom nicht mehr zeigen. Die Deutschen benötigten aber einen italienischen Pufferstaat und so durfte er in Salò einen Staat unter deutschem Protektorat gründen.
Maderno, ein im Vergleich zur Ostküste ruhiger Abschnitt am Gardasee. Jetzt im September laden sie Uferpromenaden ein zum wandern, promenieren, und hier und da mal einzukehren. Ich bleibe hier länger, um mich zu entspannen.
Ich verlasse Maderno, denn ich muss weiter. Unten im Bild die Tunnel, die in die Berge hineingefräst worden sind, für Autos und Fahrrad. Nicht ungefährlich, nicht alle Tunnel sind beleuchtet. Ich nehme lieber das Schiff und fahre bis nach Limone.
Limone ist so eng, dass die Menschen sich durch die wenigen Straßen drängeln, das ist mir zu viel und ich verlasse das am Hang gelegene Dorf sofort wieder.
Ich komme zu einem der schönsten Teile am Gardasee. Ich habe Glück und der Weg ist nicht sehr stark frequentiert. Von Limone aus 5 km wurde der Fahrrad- und Gehweg außen am Felsen montiert. Hoch über dem Gardasee ein merkwürdiges Gefühl, dort zu radeln, aber es sind wunderschöne Bilder. Doch dann versenkt sich dieser Weg wieder auf die Hauptstraße und das heißt, – wie an der sonstigen Westküste auch-, durch dunkle Tunnel zu fahren, auf der Straße. Offiziell nur Warnweste zu befahren, sehe ich viele Radfahrer sogar ohne Licht. Eine Herausforderung auch für Autofahrer.
Riva- Parkanalagen am Strand. Da hier der Garda sehr sehr eng ist, kommen oft starke Winde auf, ein Paradies für alle Surfer.
Wieder in Südtirol/Trentino
Reminiszenz aus dem 1. Weltkrieg hier in Loppio. Ich merke, dass ich nach Südtirol komme, hier zwischen Gardasee und Trient. Wie schon auf der Herfahrt werden die Erinnerungen an diese Zeit wieder angesprochen und ein beklemmendes Gefühl beschleicht mich, warum das gemacht wurde!
Und wieder 1. Weltkrieg: hier in Rovereto sind die Überreste auf den Straßen ausgestellt, ein großes Armeemuseum wird zu Wahrzeichen der Stadt herausgeputzt.
Zurück zum Brenner geht es dann wieder die bekannte viocicla nr 1 an der Etsch bis Bozen und dann an der Eisack hinauf zum Brenner.
Es ist Apfelernte, die Bäume voll beladen. Durch die Coronazeit bedingt, gibt es zu wenige Erntehelfer, weshalb die Bäume sehr spät geerntet werden. Angesichts der schönen Äpfel denke ich lieber nicht daran, dass hier in Südtirol sehr viel Gift versprüht wird, für alle Menschen, die hier leben, ein absolut gesundheitsschädliches Auskommen.
Um zum Brenner hinaufzukommen, benötigt man ab Bozen 90 km Ausdauer, da es sehr steil werden kann, spätestens ab Sterzing. Oder man nimmt den Zug und ist in 40 Min. auf dem Pass! :=)