Lisboa – eine Rundtour

Lissabon – Lisboa

Landung in Lissabon mit der Fähre – das Denkmal von Heinrich, dem Seefahrer

Lissabon – die für mich unglaublichste Stadt Europas, wird immer noch als eine der schönsten Städte der Welt gelistet. Hier war der Hafen für die Entdeckungen in ferner Zeit, Ursprung einer brutalen Kolonialzeit, an der sich die anderen Staaten Europas ebenfalls beteiligten. (Diese Zeit dauerte immerhin bis 1975, fast 400 Jahre lang. Viele Völker wurden versklavt und zu Tode gefoltert. Heute werden alle diese Länder in die Pflicht genommen, ein Teil des Schadens wieder gut zu machen. Ob es gelingt, den Völkerfrieden wieder herzustellen?)

Lissabon – auf 7 Hügeln erbaut, – wurde 1755 nach dem verheerenden Erdbeben neu aufgebaut, In der Innenstadt – die Baixa wurden geradlinige Prachtstrassen angelegt, die Stadt neu designed. Eine Novität in der damaligen Zeit. In der Folgezeit kamen viele Parkanlagen dazu und ein Tramnetz, welches Lissabon heute so berühmt macht.

Die Altstadt Lissabons – In den Klauen von Europas Spekulationsmakler

Allerdings hat die „Schönheit der Stadt“ heute einen hohen Preis. Immobilienhaie haben die Altstadt Lissabons fest im Würgegriff. Für die einen der Rausschmiss aus der Stadt, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können, für die anderen ein Glücksfall, weil so die Stadt vor dem Zerfall bewahrt wird.

Die Basilika von Estrela in Lissabon

Auch wenn sie sich stark verändert hat : Lissabon ist die Stadt meiner Kindheit, verwinkelt, es gab und gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Und der Badestrand ist nicht weit entfernt. Heute mehr denn je, denn zwei Brücken verbinden den Mittelteil Portugals mit dessen Südteil . Autobahnen wurden gebaut, die meisten nach 1986, als Portugal in die EU eintrat. Der ÖPNV ist gut ausgebaut, aber langsam. Und er ist kein Verkehrsverbund. Jedes Umsteigen kostet extra. Wieder ein Argument für das Fahrrad.

Flugzeuglärm trübt den Aufenthalt in Lissabon
Nicht ganz ungefährlich – die Straßen in Lissabon sind nicht alle fahrradtauglich

Allerdings ist Radfahren in Lissabon eine Qual. Erstens sind die sieben Hügel, auf denen Lissabon gebaut ist, sehr steil und es kostet Mühe, sie zu bezwingen, zweitens haben viele Straßen noch ein Kopfsteinpflaster, welches nur „ungefähr“ plan aufgebracht wurde und damit für Fahrräder schwer zu befahren sind. Ähnliches gilt für ganz Portugal: Die Infrastruktur berücksichtigt das Radfahren nur sehr zögerlich. Vorsicht auf den Straßen ist überall geboten.

Das Aquädukt in Lissabon – es hat das große Erdbeben 1755 fast unbeschädigt überstanden
Immobilienwahn in Lissabon: Hier Anzeige einer Immobilienfirma: „Wir tun alles, damit Sie Ihr Haus verkaufen“.

Viele Lissaboner_Innen wohnen zur Zeit in den Trabantenstädten rings um Lissabon und überlassen die Kernstadt diesen Immobilienmaklern. Schade eigentlich, weil die vielen schönen Plätze zunehmend verwaisen, bzw. ausschließlich touristisch genutzt werden.

Von Lisboa nach Elvas

Über Lissabon selbst berichte ich in einem eigenen Beitrag.

Diese Strecke ist ca. 250 km lang und führt durch das hügelige Gebiet des Alentejo.

Vorbei an Pinienwälder fallen vor allem die Korkeichenfarmen auf, die riesige Areale umfassen und wegen des relativ geringen Pflegeaufwandes eine gefragte Anbau Art ist.

Évoramonte mitten im Alentejo
Abendsonne über den Alentejo – Blick von der Burg in Évoramonte

Im Zentrum von Alentejo, nur etwa 30 km von Évora entfernt, befindet sich die Burg Évoramonte mit einer Terasse nach Westen, wo man abends den Sonnenuntergang sehen und das hügelige Panorama des Alentejos bewundern kann.Diesen Blick müssen die Römer und Mauren früher auch gehabt und sich dabei wohlgefühlt haben. Der Alentejo war eine der ihrer Hochburgen.

Abbau von weißem Marmor in Estremoz
Elvas – das Tor nach Spanien, mit dem 4 stöckigem Aquädukt aus dem 16 Jhrt.

Gleich hinter der Stadt liegt die Grenze und nur 4 km weiter die Großstadt Badajoz.

Von Monte Gordo nach Lisboa

Ich komme von der Spanischen Seite und überquere den Fluss Guadiana bei Ayamonte auf einer kleinen Fähre (3 Autos max., aber viele Fahrräder…) Ayamonte ist weißgetüncht, während die portugiesische Grenzstadt Vila Real de Santo António in bunten Farben erscheint.

Ein erster Blick auf Portugal – auf Vila Real de Santo António über den Fluss Guadiana in der Algarve

Die Algarve

Überhaupt begegnet dem Radfahrenden Portugal mit kleinen Dörfern, hell und wenig strukturiert. Aber man fühlt sich dafür ungemein willkommen.

Trifft so genau auf die Lebensphilosophie vieler Portugiesen zu:
„Ich bin geboren worden, um glücklich zu sein und nicht perfekt“.

Dieser Spruch auf dem Bild „eu nasci pra ser feliz e naõ perfeito“ („Ich bin geboren worden, um glücklich zu sein und nicht perfekt“) entspricht – nach allem, wie ich die Menschen in und aus Portugal kennen gelernt habe- so genau der Lebensphilosophie, dass ich diesen Schnappschuss aus Olhaõ in der Algarve zu meinem Lieblingsfoto erklärt habe. In Portugal ist nichts perfekt, die Mülleimer nicht geleert, die Wand nicht gestrichen, die Straße eine Sackgasse, aber dafür lebt man anders, vielleicht sogar glücklicher, wenn ich diese etwas unpolitische Unkorrektheit mal so schreiben darf.

Die 70 Jahre färben auch hier ab – Touristenburgen in der Algarve – hier Monte Gordo
Olhão – Stadtmitte
Mit dem Boot von Olhão auf die vorgelagerte Insel Culatra, die zum Teil wegen Munitionsreste aus dem ersten Weltkrieg gesperrt ist
Auf Culatra in der Algarve
Sie dürfen nirgendwo fehlen in Portugal – gegrillte Sardinen

Essen gehört zur jeder Kultur und ist in jedem Land recht unterschiedlich. Wann immer es um das Kennenlernen eines Landes geht, ist der Posten „Essen“ mit unterschiedlicher Gewichtung dabei. In Portugal besonders stark. Dabei geht es nicht um filigrane, ausgefeilte Menüs, wie z.B. in Frankreich, es reicht, das zuzubereiten, was das Land in natürlicher Weise hergibt. Fisch ist das Hauptgericht einer Kulinarik, die sich des fischreichen Golfstromes vor der Küste bedienen kann. Noch, – denn der Abgriff weit draußen vor der Küste durch riesige Fischtrawler setzt den Beständen zunehmend zu.

Orangenplantagen im Hinterland der Algarve

Das Hinterland der Algarve kennt nur wenige Großgrundbesitze, was zu einer hohen Diversität der Flora führt. Wunderschön anzuschauen ist die Abwechslung von Orangenhainen, Korkbaumhainen und die vielen Gemüsefelder der einzelnen Kleinbauern. Aber der Eindruck darf nicht täuschen. Kleinbauern können heute kaum noch überleben. Zum Glück gibt es den Tourismus, das sei an dieser Stelle auch mal kritisch bemerkt. Dieser ermöglicht es fast allen, in der einen oder anderen Form ein Zubrot zu verdienen.

Touristische Trabantenstadt Armação de Pêra

Wer die offizielle EuroVelo Karte anschaut, der erwartet in der Algarve einen ausgebauten und beschilderten Fahrradweg des EuroVelo 1 Abschnittes. Dies ist aber nicht so. Ich habe weder einen Weg noch ein Schild sehen können. Dass ich da nicht blind war, bewiesen mir die zahlreichen Anfragen entgegenkommender Radler, wo denn hier die Euro1 sei. Gleiches gilt auch für Rest-Portugal, zumindest bis Lissabon. Das ist sehr schade, Portugal ist kein klassisches Radfahrer Land, so wie Frankreich und sogar Spanien. Ich denke und hoffe, dass sich das noch ändern wird.

Ein Museum für Skulpturen aus Sand: Hier Yoda aus Star Wars nachgebildet in der Sand-City in Pêra
Klein und überschaubar – die Innenstadt von Lagos
Korkeichen im Innenland der Algarve
Endlich am Atlantik – hier in Aljezur

Im nordwestlichen Zipfel der Algarve liegt die uralte Stadt Aljezur, die wie der Name schon ausdrückt, eine alte maurische Stadt ist, al jazair („Inseln“) übersetzt. Algeciras in Spanien hat übrigens die gleiche Wortherkunft. Von Süden kommend, ist es das Tor zum Atlantik, das Meer ist wild, frisch, sauber, die Strände weiß, groß, der Sand angespült und füllt die Buchten der ursprüngliche Felsküste. Auch hier traf das große Erdbeben von 1755, welches Lissabon bis auf eine Handvoll Häuser zerstörte, das Mark der Stadt. Was man heute sehen kann, ist der Wiederaufbau im 18 Jahrhundert.

Kleine Gassen in der Innenstadt von Alt- Aljezur

Der Alentejo

Einsame Straßen im Alentejo, hier nach Melides

Weiter an der Küste nach Norden trifft man auf den für mich schönsten Küstenabschnitt in Portugal, – ein durchgehender Sandstrand von Sines bis Setubal. Wir sind bereits im Alentejo (jenseits des Tejos), im Land der Kornkammer, des Weines, der Korkeichen, des Mamorabbaus. Es ist nicht so überlaufen wie in der Algarve, was natürlich daran liegt, dass das Wasser relativ kühl ist und meist hohe Wellen hat – im Schnitt nur 17 Grad, auch im Hochsommer. Aber im Landesinneren kann es durchaus 40 – 45 Grad heiß werden.

Ursprünglich und wunderschön: Die Strände von Sines bis zur Troía