Ich komme von der Spanischen Seite und überquere den Fluss Guadiana bei Ayamonte auf einer kleinen Fähre (3 Autos max., aber viele Fahrräder…) Ayamonte ist weißgetüncht, während die portugiesische Grenzstadt Vila Real de Santo António in bunten Farben erscheint.
Die Algarve
Überhaupt begegnet dem Radfahrenden Portugal mit kleinen Dörfern, hell und wenig strukturiert. Aber man fühlt sich dafür ungemein willkommen.
Dieser Spruch auf dem Bild „eu nasci pra ser feliz e naõ perfeito“ („Ich bin geboren worden, um glücklich zu sein und nicht perfekt“) entspricht – nach allem, wie ich die Menschen in und aus Portugal kennen gelernt habe- so genau der Lebensphilosophie, dass ich diesen Schnappschuss aus Olhaõ in der Algarve zu meinem Lieblingsfoto erklärt habe. In Portugal ist nichts perfekt, die Mülleimer nicht geleert, die Wand nicht gestrichen, die Straße eine Sackgasse, aber dafür lebt man anders, vielleicht sogar glücklicher, wenn ich diese etwas unpolitische Unkorrektheit mal so schreiben darf.
Essen gehört zur jeder Kultur und ist in jedem Land recht unterschiedlich. Wann immer es um das Kennenlernen eines Landes geht, ist der Posten „Essen“ mit unterschiedlicher Gewichtung dabei. In Portugal besonders stark. Dabei geht es nicht um filigrane, ausgefeilte Menüs, wie z.B. in Frankreich, es reicht, das zuzubereiten, was das Land in natürlicher Weise hergibt. Fisch ist das Hauptgericht einer Kulinarik, die sich des fischreichen Golfstromes vor der Küste bedienen kann. Noch, – denn der Abgriff weit draußen vor der Küste durch riesige Fischtrawler setzt den Beständen zunehmend zu.
Das Hinterland der Algarve kennt nur wenige Großgrundbesitze, was zu einer hohen Diversität der Flora führt. Wunderschön anzuschauen ist die Abwechslung von Orangenhainen, Korkbaumhainen und die vielen Gemüsefelder der einzelnen Kleinbauern. Aber der Eindruck darf nicht täuschen. Kleinbauern können heute kaum noch überleben. Zum Glück gibt es den Tourismus, das sei an dieser Stelle auch mal kritisch bemerkt. Dieser ermöglicht es fast allen, in der einen oder anderen Form ein Zubrot zu verdienen.
Wer die offizielle EuroVelo Karte anschaut, der erwartet in der Algarve einen ausgebauten und beschilderten Fahrradweg des EuroVelo 1 Abschnittes. Dies ist aber nicht so. Ich habe weder einen Weg noch ein Schild sehen können. Dass ich da nicht blind war, bewiesen mir die zahlreichen Anfragen entgegenkommender Radler, wo denn hier die Euro1 sei. Gleiches gilt auch für Rest-Portugal, zumindest bis Lissabon. Das ist sehr schade, Portugal ist kein klassisches Radfahrer Land, so wie Frankreich und sogar Spanien. Ich denke und hoffe, dass sich das noch ändern wird.
Im nordwestlichen Zipfel der Algarve liegt die uralte Stadt Aljezur, die wie der Name schon ausdrückt, eine alte maurische Stadt ist, al jazair („Inseln“) übersetzt. Algeciras in Spanien hat übrigens die gleiche Wortherkunft. Von Süden kommend, ist es das Tor zum Atlantik, das Meer ist wild, frisch, sauber, die Strände weiß, groß, der Sand angespült und füllt die Buchten der ursprüngliche Felsküste. Auch hier traf das große Erdbeben von 1755, welches Lissabon bis auf eine Handvoll Häuser zerstörte, das Mark der Stadt. Was man heute sehen kann, ist der Wiederaufbau im 18 Jahrhundert.
Der Alentejo
Weiter an der Küste nach Norden trifft man auf den für mich schönsten Küstenabschnitt in Portugal, – ein durchgehender Sandstrand von Sines bis Setubal. Wir sind bereits im Alentejo (jenseits des Tejos), im Land der Kornkammer, des Weines, der Korkeichen, des Mamorabbaus. Es ist nicht so überlaufen wie in der Algarve, was natürlich daran liegt, dass das Wasser relativ kühl ist und meist hohe Wellen hat – im Schnitt nur 17 Grad, auch im Hochsommer. Aber im Landesinneren kann es durchaus 40 – 45 Grad heiß werden.