Von Agropoli nach Roma

Dieser Abschnitt umfasst eine Strecke von ca. 420 km. Ich bin mit dem Bus nach Salerno gefahren, um die Mühen der Berge in Basilikata zu umgehen. Aber schon bei der Durchfahrt schwöre ich mir, hier doch noch einmal aufzutauchen. Schroffes Gebirge mit südländischer Vegetation, quasi menschenleer und dann die Stadt Matera mit den Trullis, – aber ich brauche ja schließlich auch noch Ziele.

So bin ich gleich nach Kampanien gefahren, nach Salerno, der uralten Hauptstadt Süditaliens. Davon später mehr. Von dort bin ich aber erst einmal nach Süden an der Riviera entlang, der Küste des Cliento, gefahren, bis auch hier steile Berge mir den (einfachen) Radweg verstellen und lande in Agropoli. Ja, dieser griechich anmutende Namen hat eine alte Burg, die heute als open-air Theather umgebaut ist. Von dort kann man bei gutem Licht bis zur Amalfi Küste entlang schauen.

Paestum liegt 15 km nördlich von Agropli und ist eine beeindruckende Ansammlung von 3 Tempeln aus dem 7 Jhdt.. vor Christus. Eine Stadtmauer von über 4 km umfasst das Areal. Es war die alte Stadt Poseidonia und man kann sich aufgrund der weiteren Ausgrabungen auf dem Platz ein lebendiges Gemeinwesen vorstellen, aber immer überragt von den Tempeln.

Auf den Weg nach Salerno mache ich einen Abstecher nach Eboli, da die Campingplätze an der Küste alle restlos voll sind. Es ist auch noch Ferienbeginn und so muss ich in den sauren Apfel beißen und ein Hotel mieten. Aber was ich da gesehen habe, ist keine Landwirtschaft mehr, wie ich es so kenne. Endlose Reihen an Gewächshäusern vermitteln das gruselige Bild einer langgestreckten Stadt aus Plastik. Was hinterher mit dem Plastik geschieht, kann man unten in den Bildern sehen. In diesem Punkt geben sich die Provinzen Apulien und Kampanien nicht viel.

Salerno

Nun aber bin ich in Salerno. Beim Stadtbummel gehe ich auch die steilen Straßen und Treppen hinauf zu den Gärten aus Salerno, den Giardino della Minerva. Diese Gärten, von denen man einen schönen Ausblick auf Salerno und Amalfi hat, folgten der Philosophie einer alten Medizinschule aus dem 11. Jhdt.. Auf 7 Ebenen sind die Gärten angebracht und beheimaten je nach Krankheitsbild unterschiedliche medizinische Kräuter, die man heute noch alle bewundern kann, in der Summe 277 Stück laut offizieller Webseite. Hier wurde die erste naturheilkundliche Schule des Westens begründet. Allemal spannend.

Im Innenhof der Kathedrale von Salerno, eine alte Stadt, die im Mittelalter auch die Hauptstadt Süditaliens war, das Sizilien mit einbezog, welche bis zum 16 Jhrt andauerte. Zahlreiche Gebäude bezeugen heute noch den Anspruch aus dieser Zeit.

Auf meiner Reise nach Neapel fahre ich die Küste hinauf, muss aber hinter der Amalfiküste die Abkürzung nehmen und kann den Nationalpark der Lattari-Berge nur von weitem sehen. Hier ist die Industrie angesiedelt.

Pompeji

In Pompeji angekommen, stelle ich fest, dass die Ausgrabungen zu einem reinem Touristenevent reduziert worden sind. Nicht nur sind die Besucherströme stark kanalisiert worden, bestimmte Areal nicht mehr zu betreten, sondern auch die meisten Artefakte sind inzwischen längst im Archäologischem Museum in Neapel gelandet. Verständlich, aber schade.

Zumindest in den Jahrhunderten nach dem Vesuv Ausbruch entstand eine neue Stadt, Neu-Pompeji, in der alle Kirchen und Denkmäler Versuche der Erklärung des Vulkanausbruches widmen.

Die Kirche „Heiligtum Unseren Lieben Frau vom Rosenkranz“ in Neu-Pompeji

Groß und mächtig, schicksalsträchtig… steht der Vesuv vor uns. Er überragt die ganze Gegend und ist von Neapel bis nach Sorrent und von der Insel Capri aus sichtbar. Seine abgeflachte Spitze war zum Zeitpunkt des Ausbruches im September 79 nach Christus spitz. Sie wurde vom Ausbruch wie eine Kapsel abgesprengt.

Auch heute dampfen es aus den Ritzen schwefelhaltige Gase. Der Rundgang um den Krater lässt zwar Ängste aufkommen, ein Ausbruch ist dennoch nicht von jetzt auf nachher zu befürchten.

Ein paar Impressionen aus Pompeji. Oben eine Figur in einem Patio eines Anwesens. Unten das Amphitheater.

Nach den Überlieferungen hatte es vor dem Ausbruch eine Woche lang kleine Erdbeben gegeben. Da die Menschen aber keinen Zusammenhang mit einem Vulkan herstellne konnten, haben sie zuwenig reagiert

Der letzte Ausbruch des Vesuvs erfolgte übrigens erst 1944 und ist von Flugzeugen aus dokumentiert worden.

Statt in Neapel zu wohnen, ziehen wir (meine Frau kommt zu Besuch!) es vor, uns in Ercolano einzunisten. Das hat den Vorteil, dass wir Neapel jederzeit mit einem Vorortzug erreichen können, gleich am Strand sind und die Ausflüge nach Sorrent und Amalfi einfacher sind. Wie man sieht, besteht der Sand an den Stränden aus reinem Vulkansteinen, tiefschwarz, ein besonderes Erlebnis.

In Ercolano gibt es auch Ausgrabungsstätte Herculaneum, viel, viel besser erhalten als in Pompeji. Ähnlich wie dort, wurde diese Stadt vom Schlamm überrascht. Während Pompej unter Asche versank, fing es hier in der Gegend an zu regnen und alles verfestigte sich zu einer steinwerdenden Schlammlawine. Herculaneum lag am Meer und war ein Erholungsort der Römer von Neapel und Rom, war also seht reich, was man heute an den Ausgrabungen noch sehen kann.

Ein Patio eines Atriums, ein Haus, welches in der Mitte ein zum Himmele offenes Dach besitzt

Herculaneum, im Bild eine typische Gaststätte aus der Zeit. In den Trögen wurde das Essen ausgegeben, to go oder im Haus.

Ein Badehaus für Männer im Ercolaneum. Alle Männer sitzen nebeneinander, von oben kommt das warme Wasser. Die Mosaikböden sind noch sehr gut erhalten.

Ein Asulfug an die Amalfi Küste, hier nach Vietri Sul Mare, der Stadt der kunstvollen Töpferkeramiken.

An der Amalfi Küste wohnen die Reichen der Reichen, Mit Blick auf die Insel Capri, mit der Privatyacht ein Katzensprung.

Napoli

Wie überall in Süditalien. Schwarzer Granit als Bodenbelag, ein Alptraum für Radlfahrer*innen

Endlich Neapel, Napoli, Land der neapolitanischen Pizza (die z.B. ganz anders aussieht wie z.B. in Bologna). Neapel ist eine der unglaublichsten, quirligen Städte auch in Italien. Hier kommen die Menschen aus aller Welt zusammen, die in ihren Vierteln ihren Alltag leben. Besonders interessant hierfür ist das Stadtviertel Mercato. Hier finden die Märkte noch vor den Hauseingängen der Anwohner statt. Das ganze Viertel ist ein Markt. Von nordafrikanischen bis hin zu pakistanischen und chinesischen Geschäften kann man hier alles finden, was das normale Leben braucht. Während an der Westküste sich die Villen der Reichen stapeln, hat sich Neapel im Hinterland bis runter nach Ercolano ausgedehnt und beherbergt heute bis zu 5 Mio Einwohner. Eine Rundfahrt mit einem der Sightseeing Busse empfiehlt sich. Alternativ kann man auch mit dem Fahrrad einem dieser Busse einfach hinterherfahren.

Das Kastell von Neapel

Ein geschichtlicher Hintergrund für diesen melting pot mag auch in der Tatsache begründet sein, dass Neapel von griechischen Volksstämmen gegründet wurde, später abwechselnd zu Spanien, Frankreich und Österreich zugeordnet war, immer gekennzeichnet war als Tor zur Welt. Es entwickelte sich auch eine eigene Sprache, das Neapolitanisch (Napulitano), welches aber erst seit 2008 eine eigene anerkannte offizielle Sprache geworden ist.

Markt ist überall. Hier in Mercato.

Auf den Weg nach Rom wieder die gleichen Bilder. Müll und Schmutz an den Straßenrändern. Traurig

Vor Gaeta diese schönen Blicke auf die Riviera. Es ist heiß, um die 40 Grad herum und Hügel um Gaeta kosten viel Kraft. Andere wiederum genießen die Zeit am Strand. Es wechseln sich längere Strandabschnitte wie bei Formia mit kleine kurzen Buchten ab, deren Zugänge von oben am Berg erst einmal erkämpft werden müssen wie bei Gaeta und Sperlonga.

Terrancina, eine Stadt in den Fels hineingehauen. So schön diese Stadt ist, so auch hier außerhalb wieder Mülle, Brandrodungen. Die Luft stinkt auch hier nach verbranntem Plastik.

Latina, eine Stadt vom Reisbrett, die faschistische Architektur noch überall präsent

Latina ist die Hauptstadt von der Provinz Latina südlich von Rom. Es war früher vor 1930 ein kleines Dorf inmitten von Sümpfen. Diese wurden trockengelegt und eine Stadt auf dem Reisbrett angelegt. Sternförmig, in der Mitte ein großer Platz, wo alle Gebäude mit einer Repräsentanz der Macht standen, Rathaus, Polizei, Parteigebäude etc. Die faschistischen Symbolik ist überall sichtbar. Bis 1946 hieß die Stadt Littoria, nach dem Liktorenbündel als Herrschaftssymbol der Faschisten benannt.

Diese Littoria (Liktorenbündel) als faschistische Symbolik stehen noch vor dem Rathaus in Latina

Roma

Erste Eindrücke von Rom. Mitten in der Stadt sind große, abgesperrte Ausgrabungsstellen.

Über Rom zu schreiben, würde Bücher füllen. Aber es ist eindrucksvoll, mit dem Fahrrad herumzufahren, denn es gibt sehr viele Fußgänger/Fahrradzonen, in die Autos nicht hineindürfen. Mit dem Fahrrad kann man in 2 Tagen sehr viel schaffen und sich einen sehr guten Eindruck verschaffen. Diese Stadt ist wahrhaftig überlagert von den Schichten der Geschichten. Von den altrömischen Ausgrabungen aus der Gründerzeit hin zur Hochzeit vor 2000 Jahren wie das Kolosseum. Weiter zu den Prunkbauten aus der späteren Zeit, in dem der Vatikan eindeutig das Sagen hatte hin zur Renaissance und Barock mit zahlreichen neuen Prunkbauten.

Die Fontana dell‘ Acqua Paola

Blick von der Ponte Umberto Primo auf die Altstadt

Vatikanplatz. Als ich mit dem Fahrrad drauffahre, verfolgt mich ein Polizeiauto mit Blaulicht. Schwer verboten, was mir aber nicht bekannt war.

Alle Päpste sind aufgelistet, man kann davon ausgehen, dass jeder (jede?) davon auch Weltgeschichte geschrieben haben.

Von Bologna zum Brennero

Diese Strecke ist ca. 470 km lang und beginnt in Bologna.

Bologna, welch Vergleich zum Süden Italiens. Ruhig, bedächtig, eloquent, liebenswürdig. Wie anders zu Neapel, die quirlige, bunt gemischte, laute Hauptstadt des Südens. Es ist ja nicht nur die Hauptstadt der Emilia-Romagna, sondern auch Heimat der Tortellini, was man in jedem Restaurant wieder zu spüren bekommt. Bologna ist durchzogen von Radwegen und hat natürlich jede Menge an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Sehr lohnenswert, aber natürlich noch lohnenswerter mit dem Fahrrad, weil nicht alle Plätze mit dem Auto zu erreichen sind.

Die Stadtverwaltung unterstützt auch die Kampagne zur Freilassung von Zakri und Regeni, wie hier im Bild zu sehen, zwei ägyptische Studenten an der Uni Bologna, die in Ägypten im Februar 2020 wegen Studien zu Menschenrechtsverletzungen verhaftet worden sind, zwar im Dezember 21 freigelassen wurden, aber auf ihren Hauptprozess noch warten müssen.

Durch die Po-Ebene

Man sieht im Hintergrund noch den Appenin, bevor ich mich durch die flache Ebene des Pos Richtung Modena begebe. Es sind durchwegs landwirtschaftlich betriebene Straßen, auf denen ich mich bewege, aber in so einer ausreichenden Menge vorhanden, dass man sich gar nicht verfahren kann. Hauptsache irgendwie nach Norden.

Carpi – nicht zu verwechseln mit Capri, die Insel

Nördlich von Modena Richtung Mantova stelle ich fest, dass die Po-Ebene nicht nur aus überdüngten Feldern besteht – ein Klischee, was sich mir so eingeprägt hatte, sondern durchaus größere Waldbereiche entlang kleiner Flüsse oder Kanäle errichtet worden sind. Ich komme nach Carpi, eine kleine Stadt, wie immer sehr schön hergerichtet, was den Stadtkern betrifft, außerhalb aber sehr schnell schlecht gepflegte Stadtteile offenbart.

Bei Fossoli fahre ich an dem ehemaligen KZ Fossoli vorbei, welches ab 1942 aktiv war. Zunächst für Kriegsgefangene gebaut. Danach war es ein Lager für Oppositionelle, bevor 1943 erweitert wurde es bald zu einem Durchgangslager für deportierte Juden aus Italien nach Deutschland erweitert. Die Deutschen ermordeten auch viele Oppositionelle direkt vor Ort als Rache für Angriffe der Partisanen. Bis 1970 wurde es genutzt als Flüchtlingslager. Heute ist es eine Gedenkstätte als Mahnmal gegen auch von Mussolini (Salò Regime) eingesetzten Deportationen in Zusammenarbeit mit den Deutschen.

Fahrradwege wie kleine Alleen angelegt, kurz vor dem breiten Fluss Po.

Um Mantova herum schlängeln sich die Laghi di Mantova, mehrere Seen, die aus dem Fiume Mincio gespeist werden. Eine schöne Seenanlage, welche den Freizeitwert von Mantova ungemein erhöht

Auf dem Weg nach Peschiera am Kanal entlang sehe ich solche riesigen Gebläseanlagen, die dem Wasser Luft zumischen. Oberhalb der Anlage steht das Wasser grün, veralgt und vermosst – eine Folge der Überdüngungen in der Po Ebene, unterhalb aber wieder aufgefrischt. Die vielen Nitrate sind aber damit natürlich nicht eliminiert.

Am Gardasee

Vorbei an Solò erreiche ich dann Maderno. Salò ist eine sehr reiche Kleinstadt und war 1943 bis de facto die Hauptstadt der italienischen Sozialrepublik unter Mussolini. Dieser wurde am 25.67.43 abgesetzt und durfte sich in Rom nicht mehr zeigen. Die Deutschen benötigten aber einen italienischen Pufferstaat und so durfte er in Salò einen Staat unter deutschem Protektorat gründen.

Maderno, ein im Vergleich zur Ostküste ruhiger Abschnitt am Gardasee. Jetzt im September laden sie Uferpromenaden ein zum wandern, promenieren, und hier und da mal einzukehren. Ich bleibe hier länger, um mich zu entspannen.

Ich verlasse Maderno, denn ich muss weiter. Unten im Bild die Tunnel, die in die Berge hineingefräst worden sind, für Autos und Fahrrad. Nicht ungefährlich, nicht alle Tunnel sind beleuchtet. Ich nehme lieber das Schiff und fahre bis nach Limone.

Limone ist so eng, dass die Menschen sich durch die wenigen Straßen drängeln, das ist mir zu viel und ich verlasse das am Hang gelegene Dorf sofort wieder.

Ich komme zu einem der schönsten Teile am Gardasee. Ich habe Glück und der Weg ist nicht sehr stark frequentiert. Von Limone aus 5 km wurde der Fahrrad- und Gehweg außen am Felsen montiert. Hoch über dem Gardasee ein merkwürdiges Gefühl, dort zu radeln, aber es sind wunderschöne Bilder. Doch dann versenkt sich dieser Weg wieder auf die Hauptstraße und das heißt, – wie an der sonstigen Westküste auch-, durch dunkle Tunnel zu fahren, auf der Straße. Offiziell nur Warnweste zu befahren, sehe ich viele Radfahrer sogar ohne Licht. Eine Herausforderung auch für Autofahrer.

Riva- Parkanalagen am Strand. Da hier der Garda sehr sehr eng ist, kommen oft starke Winde auf, ein Paradies für alle Surfer.

Wieder in Südtirol/Trentino

Reminiszenz aus dem 1. Weltkrieg hier in Loppio. Ich merke, dass ich nach Südtirol komme, hier zwischen Gardasee und Trient. Wie schon auf der Herfahrt werden die Erinnerungen an diese Zeit wieder angesprochen und ein beklemmendes Gefühl beschleicht mich, warum das gemacht wurde!

Und wieder 1. Weltkrieg: hier in Rovereto sind die Überreste auf den Straßen ausgestellt, ein großes Armeemuseum wird zu Wahrzeichen der Stadt herausgeputzt.

Trento/Trient Innenstadt, die Häuser stammen zum Teil noch aus dem 15. Jhrdt

Zurück zum Brenner geht es dann wieder die bekannte viocicla nr 1 an der Etsch bis Bozen und dann an der Eisack hinauf zum Brenner.

Es ist Apfelernte, die Bäume voll beladen. Durch die Coronazeit bedingt, gibt es zu wenige Erntehelfer, weshalb die Bäume sehr spät geerntet werden. Angesichts der schönen Äpfel denke ich lieber nicht daran, dass hier in Südtirol sehr viel Gift versprüht wird, für alle Menschen, die hier leben, ein absolut gesundheitsschädliches Auskommen.

Um zum Brenner hinaufzukommen, benötigt man ab Bozen 90 km Ausdauer, da es sehr steil werden kann, spätestens ab Sterzing. Oder man nimmt den Zug und ist in 40 Min. auf dem Pass! :=)

Von Ancona nach Lecce, Taranto

Diese Strecke umfasst ca. 750 km.

Nach der etwas anstrengenden, weil steilen Überquerung des Parco Regionale del Conero kurz nach Ancona treffe ich vor Porto Recanati wieder auf den Strand. Südliche Wegbepflanzung immer den Strand entlang ermöglicht ein Gefühl, jetzt im Süden angekommen zu sein.

In den Marken

Ferienhäuser, bunt gemischt in verschiedenartigster Architektur lockern die Tatsache auf, dass man hier seine Zeit eigentlich nur zur Sommerzeit verbringt. Aber eine interessante Alternative zu den Betonklötzen aus den 70 Jahren.

Der Anspruch: Die ganze Adria soll ein Fahrradweg hinunterführen, die Ciclovia Adriatica. Spätestens aber an der Grenze nach Apulien ist dieses Ziel nicht mehr sichtbar. Allerdings sind die Wege in den Marken, aber vor allem in den Abruzzen hervorragend ausgebaut. Meist umgebaute Eisenbahnlinien entlang an der Küste ermöglichen ein Fahren wie auf einer Fahrradautobahn. Bilder weiter unten folgen.

Der ausgebaute Fahrradweg bedeutet aber nicht, dass immer wieder der Weg im Wald, Gestrüpp landet oder einfach mal beendet wird, weil andere Grundstücke im Wege stehen.

In den Abruzzen/Abruzzo

In Pescara überquere ich diese Brücke. Sie ist zweigeteilt, eine für Fahrräder, eine für die Fußgänger.

Weinreben am Wegrand. Die Farbe deutet auf den Einsatz von Kupfer hin, so unnatürlich blau sehen sie aus.

Hier in den Abruzzen führt der Weg nicht mehr direkt am Strand, oft auch auf den Fußgängerwegen, sondern führt leicht einen Hang hinauf auf eine ehemalige Zugstrecke mit traumhaften Ausblicken auf das Meer. Die Tunnel sind stockdunkel, was bei viel Sonne Probleme bereitet, wenn der Übergang zu abrupt verläuft und viel Gegenverkehr ist. Hier wünsche ich mir mehr Beleuchtung.

Diese Holzgebäude sind sehr häufig an der Küste anzutreffen. Sie haben vorgelagerte Hebel, an denen Netze angebracht werden können. Sie können zum Fischfang eingesetzt werden, aber immer öfters sehe ich, dass sie als Messstellen für die Wasserqualitätsüberwachung verwendet werden. Sehr beliebt sind die Hütten aber auch, weil in ihnen sehr gefragte Muschelrestaurants eingerichtet sind.

In Molise

Die Durchquerung von Molise dauert nur wenige Stunden, es sind nur ein paar Kilometer am Strand entlang. Kurz vor Termoli, eine malerische Kleinstadt im Fels reingehauen, ist erst einmal Schluss. Hier spätestens ist die Cicliovia Adriatica beendet, ich muss auch die SS16, die Hauptstraße ausweichen. Die Seitenstreifen sind eng, es sind viele LKWs . Ich bin froh, als ich wieder kleinere Straßen erreiche, die mich nach Termoli und zu meinem Tagesziel, einem Campingplatz in Campomarino, führen.

In Appulien/Puglia

Dieses Bild bedeutet für mich nicht nur den Übergang von einer Provinz Italiens in eine andere. Es bedeutet für mich die Grenze in eine andere Welt. Eine Welt, die ich in Nigeria verortet hätte (ohne Nigeria zu nahe treten zu wollen, aber die Müllberge von dort gingen ja bereits um die Welt), aber bestimmt nicht im dritt-größten Land der EU.

Kulturschock! Der Müll liegt hier bereits mehrere Jahre. Exakt ab der Grenze von Molise begegnen mir in ganz Süd-Italien diese Müllhalden. Wer verantwortet so etwas? Ich habe allerdings an keiner Straße auch nur einen irgendwie gearteten Mülleimer gesehen.

Ich kann sehen, dass es seit Jahren einen regelrechten Mülltourismus praktiziert wird, inklusive die des Giftmülls. Überall brennen die Felder, die so vom Unkraut befreit werden. Ich radle kaum einen Kilometer ohne verbrannte Straßenränder zu sehen, entweder durch unachtsam weggeworfene Zigarettenenden oder bewusste Müllvernichtung. Übrig bleiben die Flaschenreste, verbrannter Plastikgeruch hängt in der Luft. Diese negativen Aspekte werden überlagert durch eine andere Landwirtschaft, Tomatenfelder, soweit das Auge reicht, Tomaten aus Apulien eben. Das Grundwasser dazu will ich nicht untersucht haben. Dazu der Gegenwind des Scirocco, der Windböen bis zu 35 Knoten erzeugt. Die Luft ist diesig. Und es ist nicht nur die Luftfeuchtigkeit, die verhindert, dass man den Horizont sehen kann. Ich kann die Zusammensetzung der Luft riechen, den verbrannten Plastikgeruch, bei 43 Grad im Schatten vermengt mit erhöhtem Ozongehalt der Luft.

Ich fahre landeinwärts, da der Parco Nazionale del Gargano zwar wunderschön sein muss, aber zu steil und gebirgig für mich. Mein Ziel ist Foggia, die erste Provinzhauptstadt im Norden von Apulien.

Hier steht der gesamte Nord-Süd Verkehr erst einmal still. Der Grund sind Waldbrände, offiziell drei Stück, von Nord nach Süd, die verhindern, dass Züge fahren können.

Foggia, die Stadt, in dem mit der Angst vor der Mafia lebt. Mit einem netten Menschen, der deutsch spricht, komme ich in einem Café ins Gespräch. Er bestätigt mir, dass die Strukturen des Gemeinwesens aufgeweicht seien. Wo die Angst herrsche, bedingt durch die grassierende Arbeitslosigkeit, verstärkt durch die Flüchtlinge aus Lampedusa, wie er sagt, die viele Schwarzarbeit, stellt die Mafia die gesellschaftliche Instanz dar, die das Gemeinwesen verwalte und organisiere. Aber eben nach ihren Regeln. Und natürlich kämen dadurch weniger Steuereinnahmen in die Stadtkasse.

Aber er sei sauer auf die Stadtverwaltung. Diese sei total korrupt, sogar so korrupt, dass die Staatsanwaltschaft nun eingegriffen habe und das Stadtparlament ins Gefängnis gebracht habe. Nun regiere ein Verwalter aus Rom. Ich könne mir ja vorstellen, dass der keine neue Projekte initialisiere, sondern eben nur verwalte. Ich kann das gar nicht glauben und recherchiere nach. Demnach stimmt es, dass der Bürgermeister von Foggia, Franco Landela (Lega) erst im Mai 2021 wegen schwerer Korruption und Erpressung festgenommen wurde. Seine Frau, eine Verwaltungsangestellte und zwei Gemeinderäte, sowie der Stadtpräsident wurden unter Hausarrest gestellt. Ein unglaublicher Vorgang. Aber so sei das, in Süditalien

Das Fort in Barletta, wie übrigens in vielen adriatischen Städte, die damals sehr wehrhafte Forts vor Angriffen von außen aufbauen musste.

Wie fast überall in Süditalien, sind die Straßen gepflastert mit großen schwarzen Granitsteinen. Sie stellen sozusagen eine natürliche Geschwindigkeitsbegrenzung dar, da sie Autos langsamer fahren müssen. Aber auch für Radfahrer stellt dieses Pflaster eine Herausforderung dar. Man muss sehr langsam fahren und hofft, diese Hürde bals überwunden zu haben.

Die Strände hier bei Barletta werden steiniger, sie sind auch sehr klein. Hier fehlt das Geld für teure und umweltgefährliche Sandaufschüttungen. Aber dafür auch ursprünglicher, wenn nur der Hintergrund mit den Industrieanlagen nicht wäre. Aber natürlich gibt es solche Strände auch ohne Industrie.

Endlich in Bari, ein großer Überseehafen nach Griechenland und Südkroatien. Bari ist die Hauptstadt Apuliens und hat enge Straßen mit hochgeschossenen Häusern. Die alte Innenstadt, Bari Vecchia genannt, ist rund um das Fort angesiedelt und man fühlt sich dort in einer anderen Stadt.

Es brennt in diesen Tagen überall. Eine Feuerwalze durchquert Italien in diesem Jahr 2021. Da sind auch kleinere Parkanlagen in den Städten nicht ausgeschlossen.

Martialisch, kriegerische Bildhauerwerke überall in Bari, wie hier in dieser Kaserne des Comando Brigata Meccanizzata Pinerolo.

Wieder ein Fort in Mola di Bari

Ein Trullo als Ferienheim. Apulien und Basilikata sind die der Trulli, aber hier südlich von Bari, sind sie bereits öfters anzutreffen. Die Spitzen, die Zippi, sind meist mit einem Schlussstein, oder aber auch mit einer Zierkugel abgeschlossen.

Auch die Heulager sind oft als Trulli gebaut.

Polignano a´Mare, eine malerische weißgetünchte Kleinstadt in den Felsen gebaut. Es ist ein beliebter Ausflugsort für alle Menschen aus Bari. Dafür sind die 2 bis drei Buchten rund um die Stadt überfüllt.

Ich komme nach Monopoli (Nein, ich bin nicht über Los gekommen und habe keine 4000 Mark eingezogen…:=)). Die Innenstadt ist aber eher ernüchternd und besteht im wesentlichen aus einem großen Platz.

Südlich von Monopoli sind die Strände eher sehr felsig und am Rande von oft entlang römischen Ausgrabungen. Hier wurde früher viel Salz geschöpft, kleine Fischerdörfer von damals sind heute noch sichtbar.

Impressionen der felsigen Küste.

Bevor Lecce am Horizont auftaucht, durchfahre ich Brindisi

Brindisi ist eine alte Hafenstadt und hatte viele Handelskontakte mit Griechenland, später war es Flottenstützpunkt der Römer

Am Ende der römischen Straße Via Appia in Brindisi mit Blick auf das Meer

Die Strecke nach Lecce ist heiß, einsam und verbrannt. Es ist oft ein trauriger Anblick.

Lecce empfängt mich mit einem riesigen Friedhof. Die Mausoleen hier sind oft größer als manches Haus und lässt viele Rückschlüsse auf die Totenkultur Italiens zu.

Lecce ist eine alte Stadt. Das Amphitheater ist in der Stadtmitte und noch erhalten. Allerdings hat Mussolini die halbe Innenstadt neu aufbauen lassen und dabei viel Geschichtliches zerstört.

Das Amphitheater in der Innenstadt von Lecce
Filigrane, kunstvoll verzierte Fassaden an Kirchen und öffentlichen Gebäuden verschönern das Stadtbild.
Impressionen aus der Innenstadt Lecces

Die Strecke von Lecce nach Taranto widme ich dem tapferen Kampf der Olivenbäume gegen das Feuer. Was sind das für Überlebenskünstler! Dieser Baum oben im Bild ist gerade erst ausgebrannt, gerade eine Woche ist es her. Der Baum unten hat das gleiche Schicksal erlebt, nur ein Jahr früher. Er gibt kein Stück seiner Lebensader preis. Er treibt wieder und wird auch später wieder Früchte haben, die geerntet werden können. Für mich ein Wunderwerk der Natur!

Das Rathaus in Manduria.

Taranto wurde von griechischen Siedlern gegründet. Es war lange Zeit Marinestützpunkt und Handelshafen, hier im Bild ein ehemaliges Lagerhaus. Eine Drehbrücke verbindet den Nord- und den Südteil der Stadt.